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Mal wieder nichts erreicht, nur verhindert

Das häufigste Fazit der letzten Jahre dürfte mittlerweile ja lauten, dass der Abstieg verhindert worden ist oder das man den Abstieg mit dem direkten Wiederaufstieg wieder korrigiert hat. Ja, das ist keine Selbstverständlichkeit, wie man in Hamburg, Hannover oder anderen Städten sieht. Aber sonst, der Verein hängt seit Jahren den eigenen Ansprüchen natürlich hinterher. Sportlich und finanziell. Ein Kader und ein AG Konstrukt welches viel zu teuer ist für die Platzierung, die wir Saison für Saison erreichen. Die Saison nach dem Aufstieg mit Matarazzo war hier aktuell nur eine Ausnahme. Dann zweimal Abstiegkampf, bis zur letzten Minute und in dieser Saison sogar bis zur Relegation.

Es gibt nicht einen Schuldigen, auch wenn uns das Wehrle, Vogt und Co. glaubhaft versichern wollen. Sven Mislintat ist an dieser Misere nicht alleine schuld, aber trägt natürlich auch seinen Anteil dazu bei. In der ersten Bundesligasaison war die Mischung der jungen Spieler, die uns auch spielerisch verzaubert haben, ausgewogen – es hat einfach gepasst. Wie nach jeder Saison musste der VfB aber wieder ein Transferüberschuss erzielen. Sprich Qualität verkaufen, wie Gonzalez, wie Kobel, wie Sasa, wie … – Spieler die du leider nicht einfach ersetzen kannst. Florian Müller, der in Freiburg noch überzeugte, tat das bei uns leider nicht. Vermutlich waren seine Vorderleute beim SC etwas stabiler, das wirkt sich halt doch auf den Keeper aus. Mislintat blieb aber seiner Linie, junge Spieler mit Potential zu verpflichten treu und verlängerte mit Unterschiedsspielern wie Sosa. Der Qualitätsverlust war aber trotzdem nicht aufzufangen und die ein oder andere Position nicht perfekt oder ausreichend besetzt, das kann man ihm auf jeden Fall ankreiden. Trotzdem, dabei bleibe ich, hatten wir in den letzten zwei Saisons einen Kader, der für das Mittelfeld der Liga reicht.

In der Saison 21/22 hatten wir viele Verletzte, Spieler die in Corona-Quarantäne waren. So kam die Qualität selten auf den Platz und die Mannschaft nie wirklich eingespielt, am Ende reichte es doch irgendwie. Dank Endo. Im Nachhinein ist man ja immer klüger, hätte sich nach der Last-Minute-Rettung wohl schon besser von Rino getrennt. So haben wir in der Saison 22/23 viele Spiele verloren, weil einmal ein Trainer an der Seitenlinie stand, der mit seinem Latein am Ende war und einmal ein Trainer an der Seitenlinie stand, der dort niemals hätte stehen dürfen: Bruno Labbadia. Unter all den Fehlern und kommunikativen Katastrophen, die Alex Wehrle zu verantworten hat, war das der dickste Fehler. Wie kam Wehrle mit seinen Beratern auf die Idee, dass ein Labbadia irgendwas mit dem Kader anfangen könnte? Ein Scheitern mit Ansage. Ein Fehler, den er bis heute nicht richtig eingestanden hat. Den Fehler durchgewunken hat der Präsidalrat/Aufsichtsrat mit dem sportlichen Experten Rainer Adrion und natürlich Claus Vogt. Es ist so wichtig immer wieder daran zu erinnern, dass der Präsident eben doch einiges mit dem Sportlichen zu tun hat, auch wenn man versucht das oft anders zu verkaufen. Am Rande: exakt der Kader, den Alex Wehrle so schlecht geredet hat, an dem war Wehrle laut eigener Aussage mit 17 Transfers beteiligt. Und diesen Alex Wehrle lassen wir jetzt einerseits die knallharte und schonungslose Analyse durchführen (die es zwar nie geben wird) und andererseits die neue Saison planen? Er ist ist weiter Sportvorstand – er der vom sportlichen einfach gar keine Ahnung hat? Da kommt kein Gegenwind aus dem Aufsichtsrat? Wie oft wurde schon eine knallharte Analyse angekündigt und passiert ist wie immer nichts. Es sieht auch nach dieser Saison nach einem „weiter so“ aus, wie nach einem wir machen jetzt wirklich was anders – vor allem eben haben wir weiterhin einen Sportvorstand ohne sportliche Kompetenz.

Der Kader wird wieder an Qualität verlieren. Sosa, Dinos, vielleicht Ito, vielleicht Endo werden den VfB verlassen. Es müssen mindestens 40 Millionen erlöst werden, nur ein kleiner Teil wird reinvestiert werden können. Die letzte Saison, in der wir so ein großen Transferüberschuss erzielen müssen, wird es auch nicht bleiben. Nur, wenn das Tafelsilber weg ist, mit welchen Spielern kann man dann Ablösen jenseits der zehn Millionen erzeugen? Mit Dias, Haraguchi oder Mittelstädt? Wohl kaum. Im Kicker wurde gefordert, dass man unbedingt eben von dem Weg „junge Talente kaufen und teuer verkaufen“ wegkommen muss. Wir erinnern uns alle gerne an die hohen Summen, die uns Aogo, Beck, Castro und Gomez eingebracht haben (und auch nicht den Abstieg vermeiden konnten). Schafft es dieser Verein einmal so etwas wie die goldene Mitte zu finden, den bisherigen Weg nicht komplett über den Haufen zu werfen, sondern vielleicht eher zu verfeinern? Man darf gespannt auf die Transferphase blicken.

Im zweiten Bereich, in dem der VfB Geld generieren kann sieht es auch nicht mehr so rosig aus. Vorbei sind die Zeiten mit namhaften Sponsoren wie Würth oder Kärcher, Topregal und Egetrans stehen nun in der Sponsorenpyramide – kein Vorwurf an die zwei Firmen, ich bin dankbar, dass man trotz Wehrle und Vogt noch sein Geld beim VfB abgibt. Und ein ganz großer Name wird auch noch wegbrechen bzw. nur noch einen sehr kleinen Teil des bisherigen Geldes aufbringen: Mercedes-Benz (Bank). „Die wollten eh nicht mehr“ und „passt nicht in ihre Luxusstrategie“ werden vermutlich einige verteidigend zur Seite springen. Ganz so einfach ist es nicht. Ich war nun nie ein großer Fan von der Partnerschaft und wie Mercedes-Benz bzw. Daimler mit dem VfB umgegangen ist. Zugegeben: es ist halt immer eine gute Stange Geld geflossen und dafür muss man dann halt auch Komprisse eingehen. So ist das im Geschäftsleben. Einen vom Investor geschätzten Aufsichtsrat in letzter Sekunde von der Liste der Kandidaten für die Neubesetzung zu werfen (dazu bald noch mehr) ist wenig zuträglich für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wie gesagt, das ist ein Geben und Nehmen, das verstehen aber diverse Herren beim VfB nicht. So braucht man sich eben nicht wundern, dass sich Daimler zurückzieht und man nun verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor ist. Nein, ist natürlich alles super, man hat ja Kandidaten, was ja schon toll ist (!) laut Wehrle. Alles gut, alles easy.

Die Aussichten sind also, dass der Kader wieder qualitativ geschwächt wird und das Geld auch nicht mehr werden wird – dann können wir uns also auf eine weitere Saison Abstiegskampf freuen. Hurra!