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Kein zurück

Wie viele von euch wissen, bin ich nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung aus dem Verein ausgetreten. Der Umgang mit Fans und Kritikern im Vorfeld der Ausgliederungs-Mitgliedversammlung war mir zu viel. Wenn der Vorsitzende des Vereinsbeirats Erhard heute einen fairen Umgang im Umgang mit Dietrich fordert – davon war 2017 nichts zu spüren von Vereinsseite aus mit Kritikern. Die Lügen „Ja zum Erfolg“, „regionale Investoren“ und und und – sind mittlerweile alle aufgeflogen, alleine Wolfgang Dietrich und der Ankerinvestor Daimler sind noch da. Einem von Wolfgang Dietrich geführten Verein wollte ich also nicht mehr angehören – nach seinem Abgang sieht das wieder anders aus.

Auch als Nicht-Mitglied verfolge ich natürlich weiterhin das Geschehen und habe es bei der gestrigen Mitgliederversammlung dann doch etwas bereut, nicht abstimmen zu können. Wie vor zwei Jahren wurde Dank der VfB eigenen Kommunikationskanäle, einem Großteil der regionalen Presse und dem Ankerinvestor wieder eine populistische Kampagne gegen Kritiker und allen voran die Ultras aus der Cannstatter Kurve gefahren. Immer perfekt formuliert, so dass am Ende für nicht gut informierte Leser das Bild stand: Kritiker = krakeelende Fans = Ultras. Es ist ja so wichtig ein Feindbild zu haben und pflegen zu können. Über Facebook wurden aus dem Umkreis des VfB Stuttgart Gruppen initiiert wie z.B. „Fokus VfB“, die nur dazu dienten, weiter Stimmung zu machen. Es kam einem alles so bekannt vor von der aoMV 2017. Ganz vorne an der Spitze natürlich Gunter Barner mit einem Artikel voller Lügen und Halbwahrheiten mit dem Highlight der Ultras, die ja immer und Drogen stehen und nur saufen und eigentlich auch noch kleine Kinder fressen. Quasi die Punks im Jahre 2019. Es ist schön für Wolfgang Dietrich zu wissen, dass er bei der lokalen Presse immer einen Fürsprecher hat, der ihm zur Seite springt, wenn es mal wieder eng wird.

Ich hatte es zu Beginn der Versammlung gestern nicht für möglich gehalten, dass es für die 75% für die Abwahl reichen könnte. Dann lief aber in den Augen von Wolfgang Dietrich etwas ziemlich schief. Gut aufgebaute Reden von Ron, Tim und Christian, die ich persönlich kenne, aber auch anderen Mitgliedern. Alle Reden setzten Dietrich kleine Schläge zu – er konnte nichts entgegensetzen, außer sich hinter der Ausflucht „Halbwahrheiten“ zu verstecken. Keine Argumente. Dazu muss man sagen, dass weder Ron noch Tim, noch andere krakeelende Ultras sind. Student hier, im Leben stehender Vater dort. Auch die anderen Redner lieferten konstruktive Beiträge, wie auch Danny vom Commando Cannstatt – der zur Überraschung aller Beteiligten gar nicht besoffen und unter Einfluss von Drogen am Rednerpult stand. Die Pro Dietrich Beiträge kamen interessanterweise aus dem Umfeld des VfB wie z.B. der Vereinsentwicklung. Und auch hier gab es keine Argumente, sondern es wurde von „traumatisierten Kindern“ berichtet – durch „Dietrich raus“ Rufe beim Trainingsauftakt. Angst schüren, mehr war wieder nicht drin. Ich warte bis heute auf konstruktive Argumente, warum Dietrich im Amt bleiben sollte. Nein, Chaos bricht nicht aus, wenn er weg ist und nein, nur weil er Fehler gemacht hat und diese nicht mehr macht, ist das auch kein Grund. Schon interessant, dass es keine sonstigen Fürsprecher gab. Und so wurde Dietrich doch immer weiter in die Ecke gedrängt, wie der berühmte angeschlagene Boxer und kam einfach nicht mehr aus der Deckung raus.

Mit den härtesten Schlag dürfte der ehemalige Trainer der VfB Amateure (bzw. VfB II) gesetzt haben – Rainer Adrion. Wenn dir ein Mann, der für den VfB Stuttgart deutlich mehr geleistet hat, als du es jemals tun wirst (gell Herr Dietrich), in den Rücken fällt, dann weißt du das es ne enge Geschichte wird. Dass Adrion noch sprechen durfte, der Antrag für die Beendigung der Aussprache war bereits eingereicht, lag an den nicht funktionierenden Abstimmungsgeräten bzw. dem WLAN in das man sich nicht einloggen konnte.

Dietrich lag also schon kurz vor dem Knockout am Boden und dann kommt das nicht funktionierende WLAN zur Rettung, denn im Gegensatz zum Beginn der Veranstaltung erschienen die 75% nicht mehr unrealistisch. Nein, ich werfe es ihm nicht vor, dass die Technik nicht funktionierte. Es passt nur so prima ins Bild. Was ich Dietrich und dem VfB Stuttgart e.V. allerdings deutlich vorwerfe: man muss eine Alternative haben bei einer so wichtigen Wahl. Bei der aoMV gab es ganz klassische Kärtchen für eine Abstimmung. Hier muss der Verein Sorge tragen, dass eine Abstimmung auch bei Versagen der Technik möglich ist.

Abbruch der Veranstaltung – ein einmaliger Vorgang in der langen und glorreichen Geschichte des VfB Stuttgart e.V.

Das vielleicht schlimmste an dem Abbruch ist, dass überhaupt der Gedanke aufkommt, dass der VfB Stuttgart bzw. Dietrich hier einen Abbruch bewusst in Kauf genommen haben oder sogar verursacht haben. Das zeigt doch deutlich den Bruch zwischen vielen Mitgliedern und dem Verein. Es gibt kein Vertrauen mehr und die aktuelle Führungsriege wird dieses auch nicht wiederherstellen können.

Was passiert nun? Offiziell wird die Mitgliederversammlung vermutlich im September nachgeholt. Peter Stolterfoth von der Stuttgarter Zeitung hat bereits gestern Abend seinen Rücktritt in der lokalen Presse gefordert. Die Stimmen, die einen Rücktritt fordern, werden nicht leiser. Sollte der VfB Stuttgart mitsamt seinem Ankerinvestor nach der Veranstaltung gestern nicht verstanden haben, wie der Wind weht und Dietrich zu einem Rücktritt zu bewegen, dann ist ihnen das Gespür für die Basis komplett abhanden gekommen. Alle mussten sehen und verstehen, dass die Kritiker nicht eine kleine Minderheit sind, dass sie nicht „gegen“ den VfB sind – sondern für ihren Verein, für einen Neustart mit neuem Personal, das endlich wieder eint und nicht spaltet.

Wenn der Präsident schon selbst über sich sagt „das mit dem Präsident aller“ war eher nicht so gemeint und geht ja gar nicht bei so vielen Mitgliedern. Versuchen hätte er es ja können – wollte er aber nicht. Wenn er in einem Zuge nach Tims Rede von Halbwahrheiten spricht, im nächsten Satz aber selbst lügt mit der Aussage „ich habe ihm einen Termin/Gespräch“ angeboten – was er aber nicht getan hat. Dann muss man beim VfB im Verein und in der AG doch erkennen, dass das Kind in den Brunnen gefallen ist und man Dietrich besser zum Rücktritt drängen sollte.

Dietrich hat sogar jetzt den Vorteil aus „eigenen Stücken“ zurückzutreten, die Schmach einer Abwahl bleibt ihm erspart. Mit guten Abschiedsworten ist sogar ein halbwegs guter Abgang für ihn möglich. Es gibt keinen Weg zurück zur Normalität mit Dietrich.

Dietrich raus!