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Fans vs. Mannschaft oder wie darf man mit Frust umgehen?

Um eventuell auftretende Missverständnisse gleich im Keim zu ersticken: ich bin kein Freund davon die eigene Mannschaft auszupfeifen oder zu beleidigen. In der Regel werde ich ruhig und gehe ziemlich betröppelt nach Hause und will nichts mehr von der Welt wissen.

Nach dem Spiel gegen Augsburg ist jetzt aber irgendwas grundsätzlich falsch gelaufen. Viele Diskussionen, die man z.B. auf Twitter verfolgen kann, drehen sich nicht um das Spiel, sondern ob die Fans (oder das Publikum generell) nach so einem Spiel Frust rauslassen dürfen durch eine La Ola-Welle, durch „Oh wie ist das schön Gesänge“, durch Pfiffe. Sprich einfach der Mannschaft zeigen darf: ihr habt eine gottverdammte Scheiße zusammengekickt und das lassen wir euch gerade wissen. Einige schämen sich und finden die Reaktion total daneben, es wird bestimmt auch wieder die unsägliche Diskussion um das ach so schwierige Stuttgarter Publikum aufkommen. Die anderen sagen, es muss und sollte einfach raus dürfen. Ich sehe das in diesem Fall auch so.

Warum? Wir reden nicht von einem schlechten Spiel, dass jeder Mannschaft mal passieren kann. Da ärgert man sich, hakt es ab und ist sich sicher, dass es bald wieder besser wird. Beim VfB muss man aber deutlich weiter ausholen. Seit ungefähr fünf Jahren – vielleicht sind es auch noch mehr – dackeln alle vierzehn Tage um die 50.000 Zuschauer/Fans in das Neckarstadion. Und was bekommen sie zu sehen? Magerkost, Arbeitsverweigerung, fußballerischen Offenbarungseid, manchmal ein paar Siege und wenn es gut läuft mal ein Highlight wie gegen Hoffenheim mit einem 6:2 oder ein 3:0 gegen Schalke zur Stadioneröffnung der umgebauten Arena.

Nehmen wir aber nur mal die letzte Saison – fast über das ganze Jahr hinweg, kein Pfeifen, kein Ausbuhen, sondern volle Unterstützung für die Mannschaft, die sich nun wirklich nicht mit Ruhm bekleckert hat. Schwieriges Stuttgarter Publikum? Nein.

Die neue Saison startet spielerisch vielversprechend, von den Ergebnissen her aber katastrophal. Es folgen Spiele gegen Ingolstadt und Darmstadt mit – ich nenne es mal freundlich – ergebnisorientiertem Fußball. Alle sind zufrieden, die Punkte zählen. Und dann kommt der 21. November. Eine Arbeitsverweigerung, ein Arschtritt der Mannschaft gegenüber dem Publikum. Ich habe oft gelesen, man breitet keine Häme über der Mannschaft aus, man unterstützt sie. Mal andersrum gesehen, was macht die Mannschaft mit uns? Ist das nicht einfach eine Frechheit vor den Fans, die seit langer Zeit volle Unterstützung zeigen, so aufzutreten? Das ist wirklich ein Schlag ins Gesicht für die Fans und nicht andersrum. Würde die Mannschaft seit Jahren immer diesen Einsatz zeigen, wie die Fans, wir würden überhaupt nicht über so Themen wie Abstieg reden.

Und so war und ist es meiner Meinung nach veständlich, dass irgendwann der Kragen platzt und das berühmte Fass eben überläuft. Und dann muss alles raus. Und vielleicht ist es eine Sprache, die die Mannschaft vielleicht doch mal versteht. Immer nur nett applaudieren scheint ja dauerhaft nichts zu bringen. Wenn die Emotionen im Stadion überkochen und die Gefühle raus müssen, dann ist es doch bitte besser das direkt per Gesänge, purer Verzweiflung/Sarkasmus (oh wie ist das schön) zu tun. Anders als vor einigen Jahren nach dem Spiel gegen Bochum.

Herr Schwaab hätte im übrigen gut daran getan nach dem Spiel zu schweigen. Herr Gentner konnte für die Reaktion des Publikums wenigstens Verständnis aufbringen. Es ehrt ihn, erklärt aber nicht wieso er seit Jahren als Kapitän wenn es schlecht läuft komplett untertaucht.

Also bitte, gesteht den Fans die Reaktion von gestern ein. Die Diskussion sollte sich nicht darum drehen, sondern um die Mannschaft, die uns seit Jahren enttäuscht und natürlich auch um den Trainer und alles was zu der erneuten Scheißsituation beiträgt.

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