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Zum Glück Sommerpause.

Wir befinden uns gefühlt gerade irgendwo in der Mitte zwischen der alten und der neuen Saison. Fast wäre die neue Saison schon etwas näher gerückt, wenn Daniel Ginczek nicht noch – aber die Bilder habt ihr ja alle noch selbst vor Augen.

Irgendwie versuche ich immer noch die vergangene Saison aufzuarbeiten und zu verarbeiten. Sie hat mich stärker mitgenommen, als ich es gedacht habe oder gedacht habe, dass mich eine Saison des VfB nochmals so mitnehmen könnte. Man wird ja älter, Familie und so, andere Schwerpunkte im Leben. Aber deinen Verein wirst du halt nicht mehr los, wenn du ihn einmal geliebt hast – zum Glück. Es ist vielleicht die erste Sommerpause über die ich froh bin. Froh bin, dass es sie gibt und sie einige Wochen geht. Von vielen lese und höre ich schon „wann geht es wieder los?“, „Vorfreude auf die neue Saison“. Bei mir mag sich das Kribbeln, die Vorfreude auf die neue Saison noch nicht einstellen. Ich bin – immer noch – froh, dass die alte Saison vorbei ist und es gerade mal einige Wochenenden gibt, die nicht vom Fußball dominiert werden. Wochenenden die nicht mit schlechter Laune enden und damit für die ganze Familie entspannter sind.

Ich muss ja meine Familie echt loben, sie erträgt meine schlechte Laune nach verlorenen Spielen recht stoisch, obwohl selbst kein allzu großes Interesse am Fußball vorhanden ist. Zusammengekommen sind wir in einem ähnlich dramatischen Jahr. Ich kokettierte in der damaligen Saison öfters damit, mich umzubringen (ja, jugendlicher Leichtsinn), wenn der VfB denn absteigen würde. Es kam nicht soweit, Felix Magath und der VfB bekamen die Kurve. Über die Jahre sei es um mich wohl besser geworden, es ist nicht mehr das ganze Wochenende versaut, sondern nur noch der direkte Spieltag. Auch werden keine Türen mehr eingetreten. Ist ja schon ein Schritt in die richtige Richtung. Am Anfang der Saison konnte ich die Niederlagen auch noch recht gut zur Seite schieben, die Saison war ja noch lang und ein möglicher Abstieg noch in weiter Ferne. Nach der Winterpause nahm das Drama, mal wieder, ziemlich an Fahrt auf und die Niederlagen kosteten mich wieder mehr Nerven und schlechte Laune. „Was soll ich am besten mit dir machen?“. Mich einfach in Ruhe lassen ist und bleibt die beste Lösung und das wurde respektiert. Ausheulen und -kotzen ging via Twitter prima. Gleichgesinnte, die genauso fühlen und das verstehen helfen am besten weiter. Und unerschütterliche Optimisten, die noch an den Klassenerhalt glaub(t)en.

In der ersten Rettungssaison von Huub Stevens war ich ruhiger und entspannter. @el_pibe12 wird es bestätigen können, der Klassenerhalt war für mich klar und die Aussage „hier wird nicht abgestiegen“ konnte ich meinem Onkel, den ich meinen ersten Stadionbesuch zu verdanken habe, locker sagen. Das war an Ostern. Diese Saison war es genau anders, der Abstieg erschien für mich unausweichlich. Rational lässt sich das nicht erklären, warum es in der einen Saison so und in der anderen so ist – aber seit wann sind wir beim Fußball rational. Wäre ja nochmal schöner. @el_pibe12 war meine persönliche Aufbauhilfe. „Rechne doch, das reicht, locker“. Er sollte Recht behalten, wobei ich mich gegen das „locker“ etwas wehre. Aber er hat sich unseren Wetteinsatz, ein Paar Sneaker mehr als verdient. Ich weiß es gab noch weitere Optimisten auf Twitter, aber Pibe stand auch via Skype immer zur Verfügung – vielen Dank Bro!

Aber eben auch die Familie hat mich eine Saison wieder ertragen und als dann das 2:1 in Paderborn fiel, war die Saison gerettet und mein Geburtstag am gleichen Tag. „Papa warum hast du so geschrien?“ Da fiel alles ab, nicht nur bei mir – bei vielen tausenden VfB Fans auch. Ich wollte eigentlich niemand sehen und einladen an meinem Geburtstag – man wusste ja nicht wie es ausging. Sie hatte ein paar Freunde eingeladen mit der Bedingung nur zu kommen, wenn der VfB die Klasse hält. Wenn ein fußballuninteressierter Partner mal Beratung braucht in „wie gehe ich mit dem Fußballbekloppten um“ – ich kann vermitteln.

Eine Saison die mich so viele Nerven gekostet hat, weshalb ich gefühlt schon lange ins Schwabenalter katapultiert bin. Deswegen hat es jetzt auch meine Familie mehr als verdient einige Wochenenden ohne Fußball und die ganzen Nebenwirkungen auszukommen. Das Kribbeln zur neuen Saison wird wieder einsetzen, bis dahin ist zum Glück Sommerpause.

Vielen Dank an alle die mich wieder eine Saison lang ertragen haben.