gedankenvoll.de

Wenn der Vorhang fällt

sieh hinter die Kulissen
die Bösen sind oft gut
und die Guten sind gerissen.

So sang es der Freundeskreis, nein nicht der Freundeskreis, der richtige und einzige sinnvolle Freundeskreis aus Stuttgart, schon im Jahr 1997. Da stehen wir jetzt im Jahr 2022 und die „Guten“ beim VfB haben ihre Maske fallen lassen. Sven Mislintat ist seit einigen Tagen Geschichte. Natürlich konnte man sich, trotz markgerechtem Angebot, nicht auf eine Verlängerung des Vertrages einigen. Es war keine Überraschung mehr. Die einzige Überraschung war es noch, wann die Trennung stattfindet. Man kann mit Sicherheit über die Vertragsgestaltung sprechen, die Sven Mislintat nicht so ganz schlecht gestellt hat – warum sich der ehemalige Sportdirektor aber das ein oder andere Extrarecht vertraglich verankern hat lassen – das haben wir mit der Vorstellung von Bruno Labbadia hautnah miterleben dürfen. Hand aufs Herz, welche*r Arbeitnehmer*in unterschreibt einen Vertag, der dich schlechter stellt wie zuvor – sei es finanziell oder inhaltlich. Eben. Und das die Zeichen nicht auf Zusammenarbeit gestellt waren, musste eigentlich spätestens seit der Pressekonferenz mit Gentner, Lahm und Khedira klar gewesen sein. Selbst schon bei der ersten Vorstellung von Wehrle, lächelte er das das Thema mit den Verlängerungen von damals Matarazzo und Mislintat mehr oder weniger weg. Das „entspannt euch doch ein bisschen“ wird uns Fans noch sehr lange nachhängen. Zeigt im übrigen, wie unsensibel und kommunikativ beschissen Wehrle hier arbeitet. Wer sich mit den letzten Jahren des VfB beschäftigt hat, sollte wissen, warum sich VfB Fans eher eben nicht entspannen, wenn es um solche Themen geht.

Sie tun immer so harmlos, die Herren Wehrle, Vogt und Co, aber sie wissen genau was sie tun und was sie wollen. Auch wenn es einige immer noch abtun, die Nichtverlängerung von Mislintat war kein Resultat der letzten Wochen und Monate, das stand schon länger auf dem Plan. Zu viel Meinung, zu viel Stärke, vielleicht auch zu viel Beliebheit strahlte der Sportdirektor aus. Eine starke Persönlichkeit, ein starker Angestellter mit Meinung – damit können nur starke Vorgesetzte umgehen, ein Alexander Wehrle ist das nicht. Verschwörungstheorie! Werden jetzt vielleicht wieder einige rufen. Schaut euch die Pressekonferenz zur Vorstellung von Wehrle an, schaut euch die Pressekonferenz mit Khedira, Gentner und Lahm an oder auch Auftritte in Sport im Dritten. Es gab nie eine klare Ansage, dass unbedingt verlängert werden soll. Weglächeln, Wischiwaschi-Aussagen. Wer wirklich mit seinem Sportdirektor weiterarbeiten möchte setzt ihm nicht drei komplett unerfahrende Berater und Mitarbeiter vor die Nase – ohne darüber mit ihm zu sprechen oder ihn zu informieren. Das ist Mobbing, ein provozierter Abgang. Nichts anderes. Einer lies es sich auch nicht nehmen und wollte sich im Glanze der ehemaligen Spielern sonnen: Präsident Claus Vogt. Davor hatte man Wochen nichts von ihm gehört und auch die Monate danach war er wieder untergetaucht. Dass er an dem Tag auch offenbart hat, die Entscheidung mit dem Aufsichtsrat durchgewunken zu haben, ohne eine genaue Stellenbeschreibung von Gentner zu kennen, war ein netter Nebeneffekt der Veranstaltung. Selbst bevor Wehrle überhaupt in Stuttgart aufgeschlagen ist, gab es z.B. im Vereinsbeirat schon Personen, die Mislintat deutlich kritisierten. Als dann ehemalige Spieler und der Ehrenpräsident ums Eck kamen und die alte Leier „Erfahrung“ wieder zum Besten gaben, war klar, dass dies nicht zufällig passiert. Wehrle ist der Ziehsohn von Staudt und daher war es wenig überraschend, dass Scorecard-Erwin ihm zur Seite sprang, Interviews gab und sich dann als Ehrenpräsident hinstellte, dass er mit der Entscheidung Mislintat zu entlassen, zufrieden sei. Alles Zufall, ich weiß.

Mit der Präsentation von Labbadia war auch klar, warum Mislintat und Wehrle keinen gemeinsamen Trainer finden konnten. Zu unterschiedlich die Ansätze. Auf der einen Seite der Versuch weiter innovativ, modern und zeitgemäß zu handeln, auf der anderen Seite der vermeintliche Griff zur Sicherheit, zur Erfahrung, aber eben auch zur kompletten Austauschbarkeit. Der VfB war noch vor nicht allzu langer Zeit ein spannendes Projekt, mit jungen Spielern, mit einem modernen Trainer. Natürlich lief das vor allem Ende der zweiten Bundesligasaison und in der aktuellen Saison nicht gut. Keine Frage. Aber all was man versucht hat über die 3,5 Jahre aufzubauen wird über den Haufen geworfen. Jetzt also Labbadia, der hier schon einmal scheiterte, eben auch weil junge Spieler sich ihren Einsatz in der Bundesliga verdienen müssen. Eben dieser Labbadia, soll jetzt den Wunsch von Rainer Adrion erfüllen, dass endlich wieder Spieler aus der Region auf dem Platz stehen. Das darf man wirklich bezweifeln.

Und hat irgendeiner unserer Masterclass-Herren mal geschaut wie lange, mit Ausnahme von Matarazzo ein Trainer beim VfB war in den letzten zehn Jahren oder generell Trainer in der Bundesliga angestellt sind? Wer also gibt Labbadia einen Vertrag bis 2025 und vor allem welcher Aufsichtsrat mit seinem Vorsitzenden Claus Vogt winkt das durch? Komplett über den Tisch ziehen lassen? Da wird rumgejammert, dass die AG kein Geld hat, man entlässt Mislintat (Abfindung), holt Wohlgemuth (500K Euro Ablöse) und verpflichtet Labbadia, Trares und Kern. Dazu kamen die Beraterjobs von Khedira und Lahm, ab Januar Gentner und Cacau hat ja auch noch ein Job bekommen. Wehrle ist wieder auf Kölner Spuren unterwegs – den Verein in den finanziellen Abgrund stoßen. Dazu läuft noch der Vertrag für das Trikotsponsoring am Ende der Saison aus.

Der VfB ist Dank Vogt und Wehrle wieder da gelandet, wo wir vor einigen Jahren schon waren: beim Chaosclub. Die letzten Monate und Jahre konnten wir nach Hamburg, Gelsenkirchen oder Berlin schauen und schmunzeln, heute lacht man wieder über uns. Der Verein und die Fans sind gespalten, mehr fast wie zu den Zeiten von Dietrich. Es gibt eine Petition (Ergänzung: „Aktion“ ist das bessere Wort) eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, das hatten wir nicht einmal unter Wolle.

Dietrich war der Böse, aber da wusste man woran man dran ist, bei Vogt und Wehrle ist es es andersrum, man dachte eher sie sind die Guten, aber der Vorhang ist gefallen.

4 Kommentare

  1. Ich habe eure Kritik zu Kenntnis genommen.
    Meint ihr das Problem lässt sich durch eine Verpflichtung von Dennis und Ina Aogo als Berater für unsere Berater lösen?
    Liebe Grüße, Eurer Finanzgenie Alex

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