gedankenvoll.de

Nur Verlierer

Die aktuelle Saison, aber vor allem die Episode Bruno Labbadia, hinterlässt einen VfB Stuttgart am Abgrund und kurz vor dem erneuten Absturz in die zweite Liga, aber vor allem verbrannte Erde und dazu nur Verlierer.

Bruno Labbadia

Bisher hatte Labbadia immer noch den Ruf des Feuerwehrmann inne, einer der die Mannschaften aus auswegslosen Situationen rettet. In Hamburg, beim VfB selbst, aber auch in Wolfsburg und Berlin gelang es ihm. Der Ruf dürfte nun mehr als ramponiert sein, ein einziger Sieg in seiner zweiten Amtszeit hat er auf seinem Konto. Schlechtere Punktschnitte wie seine Vorgänger Wimmer und Matarazzo. Er wird als Trainer in Erinnerung bleiben, der stur an seinem System festgehalten hat, Anton und Silas konsequent positionsfremd einsetze, nur um letzteren dann für seine schlechte Leistung zu kritisieren. Die Abwehr konnte er nicht stabilisieren, von der Offensive wollen wir gar nicht sprechen. Warum Labbadia diesen Job überhaupt angenommen hat, wohl wissend, dass dieser Kader zu seiner Art Fußball überhaupt nicht passt – man könnte vermuten das der Vertag finanziell wohl ganz interessant war. Man muss kein Fan von Labbadia sein, aber der Umgang von Wehrle und Co. nach dem Spiel gegen Union Berlin war ein absolutes Unding. Zwei Tage Schwebezustand, selbst das Training am Sonntag musste er noch leiten – wohl wissend, dass gerade über seinen Job entschieden wird. Das hat niemand verdient, so ist Labbadia einer der größten Verlierer der letzten Monate.

Alex Wehrle

Um Himmels Willen. Man weiß gar nicht wo man anfangen soll. So viel Unfähigkeit, Dilettantismus, katastrophale Kommunikation, schlimme Entscheidungen – das habe ich beim VfB noch nie gesehen – und ich habe in weit über 40 Jahren echt schon viel erlebt. Kann er den Trainerschwebezustand im Spätherbst 2022 noch auf Sven Mislintat schieben, mit dem man sich nicht auf einen Trainer einigen konnte, das unwürdige Schauspiel nun geht aber alleine auf seine Kappe. Aber eigentlich musst du anfangen mit der Entscheidung Labbadia überhaupt zu holen. Im Vakuum ohne Sportdirektor hatten Wehrle und seine Berater Khedira und Lahm die Idee, den vermeintlichen sicheren Weg zu wählen. Wie es Wehrle auch auf der Pressekonferenz vorstellte: die höchste Wahrscheinlichkeit die Klasse zu halten. Hatte es ja schließlich schon bewiesen, der Bruno. Es gab kein sportliches Gegengewicht, welches noch ein Veto einlegen konnte, Mislintat war ja vor die Tür gesetzt worden. Genau das was man Mislintat ja so gerne vorgeworfen hatte: Ein Alleingang. Mit katastrophalen Auswirkungen. Weder seine sportlichen Berater noch Wehrle haben es gesehen, dass dieser Kader und dieser Trainer einfach nicht passen. Ein Armutszeugnis. Dazu einen Vertrag bis 2025, der bei allen nur Fragezeichen hinterließ. Nun lief das mit Bruno nicht sonderlich gut und statt die Länderspielpause zu nutzen, lies man Labbadia weiter gewähren. Eine Niederlage bei der total heimschwachen Union war wohl nicht eingeplant. Anders lässt es sich nicht erklären, wie man fast zwei Tage benötigte um sich a) von Labbadia zu trennen und b) einen Nachfolger zu präsentieren, der jetzt einen Trainingstag vor dem Spiel gegen Nürnberg hat. Wow. Wie unfähig muss man sein, so in diese Situation zu gehen, diese Entscheidungen zu treffen, dazu diese Kommunikation, die VfB Fans mehr oder weniger verhöhnt. Einfach eine einmalige Geschichte, um die uns die Bundesliga beneidet – oder wie war das bei der Vorstellung, Herr Vogt?

Claus Vogt

Und dazu seine ganzen Leute im und außerhalb des Vereins. Das wir wieder an dem Punkt stehen, an dem wir jetzt stehen, daran hat der Präsident einen ganz ganz großen Anteil. Alles was (ihm) nicht passt wurde aus dem Weg geräumt, gegangen oder hat freiwillig den Posten geräumt (damit sind nicht Leute wie Erhard, Schraft und Co gemeint). Gegenstimmen, die bei einer Verpflichtung von z.B. Labbadia so wichtig gewesen wären, die gibt es nicht mehr, ausgeschaltet, einfach weg, damit es kuschelig einstimmig wird beim VfB. Man versucht zwar die tollen Arbeit der Gremien und alles zu loben, wenn aber selbst in den Stuttgarter Zeitung/Nachrichten schon von einem „toxischen Spiel der persönlichen Eitelkeiten in unterschiedlichsten Gremien und Ämtern“ welches das Chaos verursacht hat, die Rede ist, dann weißt du das wir nicht mehr von Verschwörungstheorien sprechen, auch wenn uns das diverse Leute im Verein und auf Twitter noch glaubhaft versichern wollen. Wehrle war und ist der Wunschkandidat von Claus Vogt und damit ist der Niedergang auch ganz direkt mit dem Präsidenten verbunden. Die Herren kleben aber alle auf ihren Posten und es sieht leider nicht so aus, als ob sie diese freiwillig räumen würden, trotz der Fehler, trotz dem Chaos welches sie angerichtet haben. Ein Mann mit etwas Anstand und Ehre würde seinen Posten freiwillig räumen, der VfB liegt wohl doch so am Herzen oder sind es vielleicht doch andere Dinge?

Fabian Wohlgemuth

Angekommen und irgendwie schon gefühlt bei der ersten Entscheidung übergangen, als er einen Trainer vorstellen musste, bei dem er nur noch den Namen abnicken durfte und danach? Blass geblieben. Klar ist der Umstieg von Paderborn nach Stuttgart eine ziemliche Umstellung, aber auch in den letzten, sportlich schwierigen, Wochen hat er sich nicht sonderlich aufgedrängt. Wie stark er involviert war bei der Auswahl von Sebastian Hoeneß – vielleicht werden wir es auf der Pressekonferenz erfahren.

Fans

Ganz ehrlich, wir sind mal wieder die größten Verlierer. Jede Woche wird das Neckarstadion fast voll gemacht, die Auswärtskontingente ausgeschöpft, der Support ist da – mehr als es die Mannschaft und er Verein verdient hätten. Nach Dietrich und Reschke war die Bereitschaft da, der neuen Führung Vertrauen zu schenken und wir wurden bitter enttäuscht. Die Nachfolger von Wehrle, Vogt, Adrion, ja aber auch von Bühler, Wenninger oder Astor und wie sie alle heißen, die müssen leider wieder bei Null anfangen. Müssen das Vertrauen der Fans zurückgewinnen und das wird nach den vielen Enttäuschungen der letzen Jahren mit Sicherheit kein einfaches Unterfangen. Dazu stehen wir vor dem dritten Abstieg in nicht einmal zehn Jahren. Das zarte Pflänzchen Hoffnung nach dem Aufstieg 2020 wurde von Vogt und Konsorten niedergetreten.

Vielleicht

Aber vielleicht gibt es doch noch einen Gewinner. Sollte es Sebastian Hoeneß schaffen die Klasse zu halten, dann steht er im Jahresbuch der VfB Saison 2022/23 auf jeden Fall auf der Gewinnerseite und beim VfB wird nach Dieter Hoeneß endlich der Name „Hoeneß“ mal wieder positiv belegt sein. Ich glaub noch dran.

3 Kommentare

  1. Toller Kommentar. Ich verneigen mich und sprich großes Chapeau aus.
    Wer leider gar nicht oder kaum erwähnt wurde ist Adrion, der mit seinen Diffamierungen im und um Sportheim drumherum gegen Sven Mislintat ( Franzosen-Connectionen, Trainer-Flüsterer ect.) gehetzt und auf eine intrigante Art dafür gesorgt hatte, dass man den Sportdirektor aus den Verein hinausdrängt.

  2. Das Labbadia-Desaster nahm schon mit der Installation von Khedira und Lahm seinen Lauf. Beide ohne jegliche Kompetenzen, was die Trainerwahl betrifft, und da kommt dann natürlich so ein Blödsinn raus.

Kommentare sind geschlossen.