VfB

Außen Top Hits, innen gefuckt!

Aus der Ferne betrachtet macht der VfB Stuttgart glaube ich gerade Spaß. Bzw. viele Fans in Fußballdeutschland, welche nur Sportschau, Sky und DAZN schauen, dürften diesen Eindruck bekommen. Als Aufsteiger nach dem 15. Spieltag mit 21 Punkten, 30 geschossenen Toren und auf Platz 1 der Auswärtstabelle stehend, das sind schon traumhafte Umstände. Groß waren die Zweifel, ob der VfB überhaupt in der Bundesliga bestehen könne. Die Spieler zu jung, zu unerfahren und in der 2. Bundesliga hatte man sich schließlich eher durch die Unfähigkeit des HSV durchgesetzt. Bielefeld als Meister war sportlich nicht zu erreichen. In der Bundesliga aber ist auf einmal das zu sehen, was VfB Fans seit Jahren vermisst haben: Fußball der Spaß macht, Spielfreude und vor allem eine Mannschaft steht auf dem Platz. Eine Mannschaft bei der man wirklich das Gefühl hat, sie stehen gemeinsam auf dem Feld, kämpfen gemeinsam und wenn einer mal verletzt oder gesperrt ist, springt ein anderer in die Lücke und füllt diese.  

Spieler haben sich weiterentwickelt, bei denen man gar nicht mehr wirklich daran glaubte, dass sie es noch beim VfB packen. Borna Sosa liefert seit seiner Vertragsverlängerung starke Leistungen ab. Castro hat sich als Kapitän mehr als stabilisiert und scheint seinen berühmten zweiten Frühling im Kreise seiner jungen Mitspieler zu erleben. MOK, vielleicht ohne die Bürde der Binde, spielt befreit auf mit deutlich verbesserter Leistung – alleine der Pass im Spiel gegen Augsburg, der zum 2:0 führte. Dies sind nur ein paar Beispiele und der Dank an diese Entwicklung gebührt natürlich Pellegrino Matarazzo und seinem Trainerstab, Sven Mislintat und auch Thomas Hitzlsperger, der für die Entwicklung natürlich mitverantwortlich ist. Die sportliche Richtung mit jungen, entwicklungsfähigen Spielern – eine Richtung, bei der sich viele Fans an die jungen Wilden zurückerinnert fühlen, eine Richtung, mit der sich fast alle VfB Fans identifizieren können. Kurz und gut, wir VfB Fans könnten gerade ziemlich glücklich sein. Zugegeben, das sind wir auch. Sportlich.

Thomas Hitzlsperger, Vorstandsvorsitzender der AG, im Schnelldurchgang an diese Position aufgestiegen, Meistertorschütze (okay es war das sehenswerte 1:1) von 2007, Bundesverdienstkreuz- und Sympathieträger und wie eben schon geschrieben mitverantwortlich für den sportlichen Erfolg. Und hier trennt sich unter den VfB Fans wieder einmal die Spreu vom Weizen. Wenn einem die Stadionwurst, guter Fußball und die Zusammenfassung in der Sportschau reicht, dann könnte man das Gefühl bekommen „The Hammer“ will auch weiterhin für seinen VfB das Beste. So wie auch das Framing am Sonntag bei Sport im Dritten ganz gut funktionierte. Man konnte das Gefühl bekommen, dass der Frontalangriff auf den Präsidenten des VfB Stuttgart e.V. gar nicht so schlimm war und der sportliche Erfolg auf keinen Fall gefährdet werden darf. Das werden auch viele Zuschauer*innen so mitnehmen. Es ist auch verständlich, zu anstrengend die Strukturen und Seilschaften in Verein und AG. Dann lieber schönen Fußball genießen.

Horrorszenarien, ein schon länger beim VfB verwendetes Instrument um unliebsame Entscheidungen durchzudrücken, sind leider mal wieder ganz präsent. Egal ob der sportliche Absturz droht (nur die Ausgliederung bringt Erfolg) oder ein Präsident abgewählt oder zum Rücktritt bewogen werden soll (Chaos!). Eingetreten ist bisher nichts davon, außer ein zweiter Abstieg nachdem die Ausgliederungskohle von Reschke und Dietrich verpulverisiert wurde. Dieser kurze Ausflug als Einschätzung wie Drohkulissen bisher eingesetzt wurden, für alle die sich nicht so intensiv mit dem VfB beschäftigen (oder wollen). Denn genau ein solches Szenario zeichnete Hitzlsperger in seinem offenen Brief auf, denn seine Kandidatur bzw. die Bewerbung ist die letzte Chance, den VfB vor dem Untergang zu retten. Vielleicht stimmt das sogar, aber nicht aus einem Grund, wie man denken könnte. Eben nicht weil Claus Vogt alles bremst und blockiert.  

In einigen Medien wird die Kandidatur gerne zu einem Kampf Claus Vogt vs. Thomas Hitzlsperger hochstilisiert und vergisst dabei die wahren Probleme der Kandidatur und vor allem werden viele Hintergründe nicht berücksichtigt. Wenn eine Kandidatur durch den Vereinsbeirat von einer Kanzlei überprüft werden muss, dann bekommt man schon ein Gefühl dafür, wie kritisch diese Bewerbung im Rahmen der aktuellen Satzung ist. Aktuell ist Claus Vogt in seiner Funktion als Präsident auch ein kontrollierendes Instrument für die AG und nicht nur ein netter Grüßonkel-Präsident, der Siegerbilder aus den Stadien postet und Termine wie im Seehaus in Leonberg wahrnimmt. Was man ihm interessanterweise aber auch vorwirft. Wenn nun Thomas Hitzlsperger diesen Posten übernimmt, wer kontrolliert dann noch? Richtig. Es wäre eine Doppelfunktion, die hier eingenommen wird und um es vorsichtig zu sagen, den Verein noch weiter wie je zuvor in eine reine Statistenrolle verdrängt. Nach der Ausgliederung die zweite Stufe in der Entmachtung des e.V., obwohl dieser doch ein Großteil der Anteile der AG hat. Selbst ein Dr. Gaiser hat eine solche Situation vor der letzten Präsidentenwahl ausgeschlossen. Kommt hier ein Wortbruch auf uns zu?

Nach dem aktuellen Stand der Dinge, scheint die Frankfurter Kanzlei an der Bewerbung nichts rechtlich Bedenkliches zu finden. Ein weiterer Fall von rechtlich ist es in Ordnung, moralisch aber nun wirklich nicht. Um genau solches Szenario zu unterbinden hat Ron eine Änderung an der Satzung vorgeschlagen und eingereicht. Gut so. Es geht hier nicht um pro Vogt oder pro Hitzlsperger, es geht darum, dass nicht eine Person eine solche Machtfülle an sich reißen kann, damit alle liebsamen und unliebsamen Entscheidungen kurzerhand durchgedrückt werden können, dass die Kontrollfunktion des e.V. verloren geht. Darüber wird leider zu wenig berichtet und geschrieben. Das ist einer der Hauptgründe warum viele VfB Fans auf die Barrikaden gehen.

Wir wollen keinen zweiten Dietrich, keinen zweiten Alleinherrscher. Wir. Das ist leider ein Problem welches ich oft lese, das sind wieder “die”, die Kritiker von der Ausgliederung, die sich jetzt auch an den paar Adressen hochziehen, die für die Ausgliederung missbraucht wurden. Alles halb so wild. Da soll man sich nicht so anstellen, man ist ja auch bei Google oder Amazon. Damit wären wir auch bei dem aktuellen Streitthema. Die Aufarbeitung dieses Datenskandales – und ja es ist einer, die Daten wurden unerlaubt weitergegeben. Auch wenn es nur meine Mailadresse war, es war und ist auch ein Vertrauensbruch. Claus Vogt will die komplette Aufbereitung, in der AG scheint man daran nicht so interessiert zu sein. Kicker, StN/StZ berichten einheitlich, dass Anfragen von Esecon, die zur Aufarbeitung notwendig sind, nicht beantwortet werden – aussitzen irgendwie. Mal wieder. 

Einer der Kernpunkte des offenen Briefes, die Kosten, gut 500.000 Euro sind es wohl aktuell, sie würden den Verein quasi in Existenznot bringen. So stand es im offenen Brief zu lesen. Entkräftet durch eine Versicherung, die hier greift und die Kosten größtenteils übernimmt. Was aber bringt den Verein dann so in Existenznot? Man kann nur vermuten, dass hier noch ganz andere Leichen im Keller liegen, die durch Esecon ans Tageslicht kommen und die einige Herren beim VfB in ziemliche Erklärungsnot bringen würden. Vermutlich nicht nur in Erklärungsnot. Anders lässt es sich meiner Meinung nach nicht erklären, dass Hitz seinen guten Ruf, sein hohes Ansehen bei den VfB Fans und auch in Fußballdeutschland so aufs Spiel setzt.

Hat man in der AG wirklich geglaubt, man würde die Bewerbung mit ein paar Tagen Shitstorm aussitzen können, es wäre danach alles wieder vergessen Dank der Popularität von Thomas? Hat man wirklich geglaubt, es gibt niemand mehr, der kritisch – durch den sportlichen Erfolg geblendet – auf das Treiben in der AG schaut? Hat man wirklich geglaubt, wir hätten Porth, Jenner, Schraft und Co. vergessen? Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen, die Reaktionen, regional und auch teilweise überregional, haben Thomas Hitzlsperger wohl überrascht. Ehrlich, ich glaube es nicht, er muss sich dessen bewusst gewesen sein, ich schätze ihn als so intelligent ein. Er hat mitbekommen wie Dietrich, auch von Blogs, Podcasts und Rednern auf der Mitgliederversammlung in seine Bestandteile zerpflückt wurde. Ich bin der Überzeugung, es war nicht sein alleiniger Antrieb diesen Brief zu schreiben, diese Bewerbung abzugeben. Aber er ist natürlich verantwortlich dafür, er hat mit seinem Namen unterschrieben. Warum sind diese harten Worte gewählt wurden, warum wurde nicht ein alternativer Kandidat (man munkelte Cacau) vorgeschlagen – das alles entzieht sich meiner Erkenntnis. Ich bin mir sicher, ein netter Brief, nette Worte und ein Dankeschön, aber dass es mit Claus nicht weitergehen kann und man Kandidat X vorschlägt. Es hätte vermutlich keine hohen Wellen geschlagen, keine deutschlandweiten Artikel dazu gegeben. Auch eine Wahl zum gewünschten Präsidenten hätte ich diesem Vorgehen hohe Chancen eingeräumt. Aber so wurde – mal wieder – der Kampfmodus aktiviert.  

Und die Leichen im Keller, die müssen wir endlich rausholen und ans Tageslicht bringen – in der zarten Hoffnung, dass es diejenigen Köpfe von Darstellern an der Mercedesstraße kostet, die schon seit Jahren ihr Unwesen dort treiben. Der sportliche Erfolg darf nicht davon ablenken und keine Ausrede sein, dass im Inneren des VfB endlich noch richtig aufgeräumt werden muss. Sonst kommt der Verein nicht zur Ruhe. Dazu gehört die vollständige Aufarbeitung durch Esecon. Ohne Ausbremsen, ohne Blockieren.

Thomas Hitzlsperger kann noch ein Teil davon sein. Ich wünsche es mir sogar. Dazu benötigt es aber eine Entschuldigung für den Brief, den Rückzug der Bewerbung, eine ehrliche Distanzierung und Emanzipierung von Schraft, Jenner, Porth und Co. Mit jedem Tag länger ohne eine Reaktion von ihm oder einer Entschuldigung wachsen allerdings meine Zweifel, ob das noch passieren wird. Ich befürchte leider eine weitere Eskalation der Lage.

Noch ist die Zeit die Wogen zu glätten, es liegt an dir Thomas.

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twofourtwo x 242 / 072: Ein Neustart mit Knall?

Ich mag es, wenn man gemeinsam Lösungen findet. Ich mag es, wenn man gemeinsam an Projekten arbeitet und am Ende zum Ziel kommt. Das heißt in meinem Leben oft auch mit Menschen zusammenzuarbeiten, die man vielleicht nicht direkt ganz sympathisch findet, mit denen man nicht ein Glas Wein am Abend trinken würde. Aber das Ziel steht über allem. Persönliche Befindlichkeiten hinten anstellen, das Ego zurückstellen, auf die Zunge beißen. Manchmal kracht es auf dem Weg dahin gewaltig. Ist aber oft notwendig Druck abzubauen, Frust abzulassen. So lange es konstruktiv bleibt.

So, das war meine Idealvorstellung. Beim VfB lief es wie wir alle wissen etwas anders. Wobei ich nicht weiß, wie viele Gespräche es gab und Hitzlsperger am Ende keinen anderen Ausweg mehr sah, als diesen offenen Brief zu schreiben. Die Gründe dafür bleiben mir weiterhin nicht wirklich nachvollziehbar. Vermutungen ja. Wissen nein.

Positiv an dem ersten Bundesliga Spieltag im Jahr 2021 war nicht das Ergebnis, sondern die Tatsache, dass beide Seiten ein Anzeichen des Miteinander gesendet haben. Eine Lösung im Sinne des VfBs zu finden. Klar, wieso musste es erst zum großen Knall kommen, das darf man berechtigt fragen.

Auflösen lässt sich die Situation eigentlich nur, wenn beide Seiten Fehler eingestehen, Entschuldigungen aussprechen und eine Bewerbung zurückgezogen wird. Wenn das möglich ist, sollten auch wir Fans verbal abrüsten, aber wachsam bleiben.

Ich bin jetzt einfach einmal naiv positiv und hoffe, dass der Knall der Anfang war für eine gemeinsame Lösung. Für den VfB.

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twofourtwo x 242 / 053: Danke, Thomas!

Unser Herzensverein hat uns in den letzten Monaten, ja fast Jahren, nicht wirklich viel Freude bereitet. Geleitet von Herren, denen Kalkül, wirtschaftliche Interessen und der eigene Geldbeutel näher waren als das Herz, die Fans, der Verein. Mit dem Abgang von Dietrich ist noch nicht alles besser, aber manche Dinge verbessern sich gerade deutlich.

Hier möchte ich vor allem Thomas Hitzlsperger nennen. In der Sommerpause fiel er immer wieder durch direkten Kontakt zu Fans über Twitter positiv auf. Da wurden mal Gerüchte mit einem Augenzwinkern kommentiert oder das ein oder andere gerade gerückt. So direkte Kommunikation kannten wir gar nicht mehr. Quasi ein direkter Draht von den Fans zum Verein. Es fühlt sich gut an.

Dazu haben wir mit ihm einen Vertreter, dem die richtigen Werte am Herzen liegen, die für den VfB so wichtig sind: gegen jegliche Art von Diskriminierung und Rassismus zu sein – und bei ihm sind es keine Lippenbekenntnisse.

Das Menschliche kehrt zum VfB zurück, das Herz am richtigen Fleck zu haben. Thomas hat das heute ganz kurz und unkompliziert gezeigt, als er auf einen Hinweis zur Situation von Dennis, kurz geantwortet hat „Wir helfen selbstverständlich“. Vielen VfB Fans und mir geht das Herz auf, das hat uns so gefehlt, es tut uns allen und allen voran Dennis gut. Es macht mich ehrlich gesagt wirklich stolz und es ist schön Thomas Hitzlsperger im Verein zu haben, hoffentlich noch sehr lange.

Und zum Abschluß kann ich wirklich nur sagen: Danke, Thomas!

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twofourtwo x 242 / 047: Kabak, Kommunikation, Kuschen

Gleich vorneweg, der Wechsel von Kabak war zu erwarten und ist auch kein Thema. Ihm kann man diesen Vorwurf nun nicht machen, dass er keine Lust auf zweite Liga hat. Der Vorwurf gilt ganz alleine Reschke und dem Mann, der ihn eingestellt hat. Solche Klauseln sind einfach – deutlich gesagt – ein Stück Scheiße. Und es braucht auch keiner kommen, dass man den Spieler dann halt nicht bekommen hätte. Mit Beraterhonoraren und allem können wir froh sein, wenn das kein Minusgesschäft war. Natürlich hat Reschke rechtlich in Ordnung gehandelt, von der Moral möchte ich aber gar nicht sprechen.

Und da kommen wir zum Thema Kommunikation. Hitzlsperger stellt sich hin und sagt, dass alles gut ist und man kein Groll gegenüber Reschke hat. Wieso muss der VfB immer so klein beigeben? Wieso kann man nicht einmal, gut formuliert sagen, dass man mit dem Handeln von Reschke einfach nicht einverstanden ist. Das geht, Kommunikation kann so viel erreichen. Überspitzt und ganz populistisch, kann man ihm auch sagen, dass er sich nicht mehr hier (falls wir mal wieder Bundesliga spielen) im Neckarstadion blicken lassen soll. Auch wenn das vielleicht too much ist, aber ein deutliches Signal in der Kommunikation, in der Außendarstellung. Der VfB sollte und muss sich nicht alles gefallen lassen. Hier wird immer gleich gekuscht statt Stärke zu zeigen.

Auch gegenüber der DFL bei noch so merkwürdigen Ansetzungen von Partien. Andere Vereine, Trainer monieren da gerne mal was – beim VfB wird alles klaglos hingenommen. Bitter.

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twofourtwo x 242 / 046: Sportlicher Neuanfang, aber richtig

Es gibt viel zu tun für die Herren Hitzlsperger und Mislintat. Unangenehme Gespräche mussten sie führen, laut Hitzelsperger. Dazu gehört auch, dass der ewige Kapitän – vermutlich kennen jüngere Fans gar keinen anderen – den VfB Stuttgart verlässt. Eine gute und nachvollziehbare Entscheidung. Es geht hier nicht um den Mensch Gentner, es geht um den Spieler Gentner. Dieser läuft seit langer Zeit dem sportlichen Geschehen hinterher und ist eines Kapitäns schon lange nicht mehr würdig. Sein Versuch die Ansammlung einzelner Spieler beim Bowling-Abend, mit einer Rede zur Lage der Nation, zu einer Mannschaft zusammenzubringen scheiterten grandios. Die Rede wurde vorzeitig abgebrochen, da keiner den Worten lauschen wollte. Enteiert von den Kollegen – by the way kein Ruhmesblatt für die Mitspieler.

Auch wenn er, wie viele jetzt einwerfen wollen, ein echter Roter ist und das heute nichts mehr wert sei. Nur echter Roter alleine ist halt keine Berechtigung auf dem Platz zu stehen, es sollte dazu einen sportlichen Mehrwert geben.

Nach Gentner wird wohl auch der Vertrag mit Aogo nicht verlängert. Die nächste sinnvolle Entscheidung. Der nächste Schritt die Mannschaft zu entreschken. Und da liegt noch ein langer Weg vor dem sportlich verantwortlichen Duo, bis der Kader soweit bereinigt ist, dass wieder eine Mannschaft auf dem Platz daraus wird. Weniger klangvolle Namen, aber dafür eine Mannschaft, die Bock auf Fußball hat. Für den nächsten sportlichen Neuanfang – leider in der zweiten Liga. Mit dem kompletten Neuanfang ohne Dietrich und Co wird es wohl dieses Jahr leider nichts.

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twofourtwo x 242 / 034: Zwei Seiten der Medaille

Wie in vielen Dingen des Lebens, gibt es beim aktuell aufgekommenen Thema Sosa und seinem Interview, zwei Seiten der Medaille. Dass der Junge mit seiner aktuellen Situation nicht zufrieden ist, das glaube ich ihm sofort und ist eigentlich auch ein gutes Zeichen. Aber nun alles auf Markus Weinzierl abzuwälzen, dass er so gar nicht auf junge Spieler setzt und er eben ganz weg vom Fenster ist, das ist mir etwas zu einseitig.

Ja, Weinzierl setzt gerade auf einen sehr sehr kleinen Stamm an Spielern, auf die er sich – seiner Meinung nach – verlassen kann. Mit denen will er den Klassenerhalt erreichen. Das ist sein Plan und sein gutes Recht, das so zu versuchen. Wenn es nicht funktioniert ist er eh der Depp. Und auch ja, Weinzierl war schon auf Schalke bekannt, dass er mit einem inneren Zirkel gearbeitet hat und viele Spieler außen vor waren.

Bei Thomas Hitzelsperger war zwischen den Zeilen beim VfB im Dialog zu hören, dass er mit der Situation aktuell leben kann, sich aber für die neue Saison wieder etwas ändern muss. In Bezug auf junge Spieler. Aber, es ist nicht so, dass Weinzierl nicht auf junge Spieler setzt – Kabak kam direkt, Badstuber ist abgemeldet und klar, Baumgartl war verletzt. Es schaffen aber auch aussortierte Spieler wie Gonzalo Castro, wieder den Sprung in den Kader.

Also, es liegt nicht nur an Weinzierl, er hat einen Teil dazu beigetragen. Es dürfte aber auch ein bisschen an Borna Sosa selbst liegen.

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twofourtwo x 242 / 031: Wir sind Stuttgart

Seit zehn Jahren muss der VfB Stuttgart leider fast jährlich eine neue Kampagne starten, seien es Schals (niemals 2. Liga), oder Hashtags, die den Zusammenhalt, das Zusammenrücken von Verein und Fans symbolisieren sollen – der Verein streckt den Fans die Hand entgegen und ruft ihnen zu „wir brauchen eure Unterstützung“. Dieses Mal rufen Caro und Stefan uns zu. Es soll gar nicht um die Kampagne selbst gehen, die mit #wirsindVfB passender und treffender wäre, weil wir sind nun einmal nicht alle Stuttgart, aber dafür alle VfB. Geschenkt.

Ach so, ich gehe ja im übrigen davon aus, dass die Kampagne genau dafür da ist, um das „wir schaffen das nur zusammen, mit euch“ zu symbolisieren. Wieso aber brauchen wir überhaupt schon wieder eine Kampagne? Der Schulterschluss zwischen Mannschaft, Verein und Fans war doch schon da nach dem Abstieg. Die Entfremdung, das Auseinanderdriften, welches auch schon deutlich im Verein bemerkt wird, das liegt nun wirklich nicht an den Fans. Das Führungspersonal hat durch seine Arbeit und seine Kommunikation viel dazu beigetragen, dass die Kluft zwischen Verein und Fans wieder so groß geworden ist. Sind wir ehrlich – hätten Dietrich und Reschke ihre Hausaufgaben gemacht, dann bräuchte der VfB diese erneute Kampagne heute nicht.

#wirsindstuttgart, genauso wie der Hoffnungsschimmer Hitzlsperger, dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Hauptursache für die erneute Talfahrt noch in Amt und Würden ist. Und es ist keine Minderheit, selbst in der Untertürkheimer Kurve ist die Botschaft schon zu hören und zu lesen: Dietrich raus!

VfB

Meinungswechsel, der

Bevor es falsch rüberkommen sollte, ich bin sehr froh, dass Thomas Hitzlsperger beim VfB ist und er war in der gestrigen Runde „VfB im Dialog“ die positive Erscheinung, Heim und Röttgermann haben außer Plattitüden und Worthülsen nicht viel zu bieten. Alleine wenn Heim schon wieder mit seinem Haus anfängt. Anderes Thema. Mir fiel eine Sache gestern interessanterweise auf. Es ging um Trainer und es ging um eine Spielidee, die ein Verein haben sollte. Nach der letzten Saison fand der 11Freunde Saisonrückblick statt. Die Diskussion ging in Richtung Trainer, Spielphilosophie, Spielidee und Thomas Hitzlsperger äußerte sich dazu ungefähr so:

Thomas Hitzlsperger nahm hier den Faden nochmals auf und fragte Kai Dittmann was und ob der VfB eine Philosophie hatte, zum Beispiel im Meisterjahr 2007 oder auch jetzt. Gab zu bedenken, dass man ja nicht immer einen richtigen Trainer finden könne. Und vor allem, dass sich mit jedem Trainer die Philosophie ja ändern kann, sprich der neue Trainer wieder neue Spieler haben möchte und alles wieder über den Haufen geworfen wird.

(Lieber Thomas Hitzlsperger (oder ein paar Worte zur Philosophie))

So ganz grob damals die Aussagen aus dem Kopf zusammengefasst, die mich dazu veranlassten den Blogbeitrag zu schreiben. Weil ich schon damals verwundert war, dass dies nicht möglich sein kann. Gestern dann der Meinungswechsel, von dem mich interessieren würde, woher dieser auf einmal kommt. Genau das Gegenteil gab Hitzlsperger gestern zum Besten:

Einige Klubs haben uns voraus, dass sie sehr klar darin sind, welche Spieler und Trainer sie holen. Wenn wir darüber Bescheid wissen, wie wir Fußball spielen wollen, welche Anforderungsprofile die Trainer brauchen, dann tun wir uns leichter in der Auswahl. Aber wir haben es immer wieder so gemacht: Wir holen einen Trainer, der nimmt sein Trainerteam mit, der wünscht sich ein paar Spieler – und wenn der Trainer weg ist, ist der halbe Kader für den neuen Trainer wieder uninteressant. Wenn wir als Verein viel stärker werden und vorgeben, welche Spieler wir holen und welche Spielidee das Trainerteam umsetzen soll, dann machen wir uns nicht mehr abhängig von Einzelnen.

Oha. Da ich an das Gute im Menschen glaube – vor allem bei ihm, hoffe ich, dass er letzten Sommer, als Michael Reschke noch im Amt war, sich nicht anders äußern konnte und wollte, da es ja direkt eine offene Kritik an Reschke gewesen wäre. Das genau ist es meines Erachtens heute – eine deutliche Kritik, dass die letzten Trainer (Hallo Tayfun) einfach nur nach dem Kriterium „hat Zeit und hat nicht gleich beim Anruf vom VfB aufgelegt“ ausgewählt wurden. Davon müssen wir wegkommen, das ist ein Punkt der schon oftmals angesprochen, gefordert, aber noch nie umgesetzt wurde. Ich hoffe Thomas Hitzlsperger lässt den Aussagen auch Taten folgen, dann könnte sich hier endlich einmal was verändern – zum Positiven.

Ich drücke beide Daumen bei der Aufgabe!

VfB

Lieber Thomas Hitzlsperger (oder ein paar Worte zur Philosophie)

Kurzes Vorwort: Am gestrigen Montag (14. Mai 2018) fand zum ersten Mal der 11Freunde Saisonrückblick in Stuttgart statt. Im Theaterhaus waren neben dem gastgebenden Philipp Köster der Sky-Moderator Kai Dittmann und die VfB Legenden Karl Allgöwer und Thomas Hitzlsperger zu Gast. In einer kurzweiligen Veranstaltung sprachen sich die vier einmal kreuz und quer durch die Saison, über den Videoschiedsrichter, den HSV Abstieg, viele weitere Themen und natürlich den VfB Stuttgart.

Unabhängig von Vereinen kam das Gespräch auf „was ist eine Philosophie für einen Verein“. Natürlich ist in dieser Runde die Zeit zu kurz, sich länger mit dem Thema zu beschäftigen. Kai Dittmann begann auszuführen, dass Vereine mit einer Philosophie immer noch Erfolg haben und sich – natürlich auch mit ein zwei Euro im Hintergrund – etablieren und vor allem Erfolg haben können. Thomas Hitzlsperger nahm hier den Faden nochmals auf und fragte Kai Dittmann was und ob der VfB eine Philosophie hatte, zum Beispiel im Meisterjahr 2007 oder auch jetzt. Gab zu bedenken, dass man ja nicht immer einen richtigen Trainer finden könne. Und vor allem, dass sich mit jedem Trainer die Philosophie ja ändern kann, sprich der neue Trainer wieder neue Spieler haben möchte und alles wieder über den Haufen geworfen wird. Und genau an diesem Punkt habe ich gemerkt, dass ich eben nicht beim BrustringTalk bin und leider mal nicht kurz was dazu sagen kann, auch wenn es eigentlich raus musste. Und deswegen über diesen Weg hier:

Lieber Thomas Hitzlsperger,

erst einmal: es ist schön, dass ein ehemaliger Spieler wie Du, der weit über den Tellerrand blicken kann, heute beim VfB ist. Und ja ich glaube, die jungen Spieler können genau von Menschen wie dir viel mitnehmen. Und wir alle würden uns freuen, wenn zukünftige Talente länger bei uns bleiben können und nicht wie von Karl Allgöwer erzählt „der geht mir hier kaputt“ (Karl-Heinz Förster über Timo Werner) aus unterschiedlichsten Gründen der Verein verlassen (müssen). Viel Erfolg dafür.

Ich möchte gerne den Faden aufnehmen beim Punkt „Philosophie“ und das mit jedem Trainerwechsel diese über den Haufen geworfen ist oder wir. Du hattest selbst den Trainerwechsel beim BVB von Bosz zu Stöger hin als unglücklich bezeichnet. Weil zuvor eben immer nach vorne gespielt wurde, Ballbesitz und dann kam Stöger mit seinem defensiven Fußball. Ja, es war eine Veränderung der Philosophie – es war kein Fehler von Stöger, sondern des BVB hier diesen Bruch zu riskieren. Kurzfristig mag es den Erfolg (CL Quali) gebracht haben, mittel- und langfristig wird sich zeigen, wenn wir wissen wer der neue Trainer ist. Wird das „alte“ Konzept, die bisherige Philosophie von Tuchel und Bosz wieder aufgenommen, weitergeführt oder bleibt der BVB bei der Ausrichtung von Stöger.

Aber und jetzt kommen wir zu dem was ich gestern am liebsten in die Runde gerufen hätte: eine Philosophie sollte nicht der Trainer vorgeben oder von ihm abhängen, sie sollte von der sportlichen Leitung vorgegeben werden, sie sollte vom gesamten Verein gelebt und durchgezogen werden. Von den Jüngsten im Verein bis hin zu den Profis in den Bundesliga-Stadien. Ja, das ist nicht einfach und vermutlich auch ein bisschen Fußballromantik. Aber ich glaube, dass es funktionieren kann. Beispiel, der symbadische Klub des SC Freiburg. Die lassen sich (gefühlt) nicht von ihrem Weg abbringen, haben ein Trainer der schon lange im Verein ist, der schon die Jugend trainiert hat. Der Verein fällt nicht bei einer Negativserie um, hält Christian Streich die Stange und sie bleiben in der Liga. Sie verlieren wieder Spieler wie Kempf, sie werden wieder junge Spieler nachziehen. Und wenn Streich einmal nicht mehr auf der Trainerbank sitzt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass ein Jugendtrainer des SC dort Platz nimmt. Ich glaube, der SC verfolgt einen mittel- und langfristigen Plan und das ist meiner Meinung nach eine Philosophie. Eine gelebte Philosophie.

Natürlich wird so etwas – die schönsten Pläne können scheitern, wenn der Druck und die Negativserie zu groß wird – gerne mal über den Haufen geworfen. Spieler können nicht mehr mit dem Trainer, Spieler nicht mit anderen Spielern, was auch immer schief läuft, manchmal müssen Vereine reagieren und die schöne mittel- und langfristige Philosophie über den Haufen werfen, weil der Abstieg droht, das Verpassen der CL, was immer die Gründe sein mögen. Nun sollte es aber meiner Meinung nach so sein, dass der Verein sich eben genau den Trainer sucht, der zu dem passt was sich der Verein vorstellt. Und eben nicht einen Trainer der alles anders machen will, der alles was in der Jugend gespielt wird über den Haufen wird und den Verein komplett umbauen will. Das sollte von der sportlichen Leitung und vielleicht auch ein bisschen von einem Leiter des NLZ mit vorgegeben werden, die DNA des Vereins. Idealerweise würde ein Trainer wie Tedesco (den der VfB hat ziehen lassen) vielleicht diese Position übernehmen, der schon da ist. Zum Retten der Saisonziele die letzten Spiele Beton anrühren? Geschenkt. Natürlich. Aber spätestens zur nächsten Saison wieder versuchen die Philosophie (welche es auch immer sein mag) mit Leben auszufüllen.

Das kann alles nur funktionieren, wenn es eine Kontinuität im Verein gibt – wir beim VfB hatten sie leider nicht. Bobic, Dutt, Schindelmeiser und jetzt Reschke haben alle ihre Ansätze gehabt. Ob der Plan von Jan Schindelmeiser aufgegangen wäre – wir werden es nie erfahren. Ob der neue Plan, die Philosophie von Michael Reschke funktioniert und aufgeht – wir werden es hoffentlich erfahren. Ja, ich bin ein großer Kritiker von ihm gewesen und auch von Wolfgang Dietrich. Wenn die zwei es aber schaffen, zusammen mit Menschen wie dir im NLZ, dem Verein eine Philosophie zu geben und diese zu leben – dann bin ich der Erste der seinen Hut zieht und ich kann auch Entschuldigung sagen.

Ich hoffe Du liest die Zeilen und würde eigentlich genau diese Diskussion sehr gerne weiterführen.

Viele Grüße,

Martin